Wir sagen Danke

Wir sind nun schon einige Wochen wieder im Lande. Doch hinter uns liegen 16000km Strassen, 12 Liter Öl, unzählige Begegnungen und verschiedenste grosse und kleine Momente.

Während wir mit Fahren beschäftig waren, habt ihr fleissig für das Swiss Surgical Team gespendet. Insgesamt 6350 Fr. wurden von euch zusammengetragen und dafür danken wir euch herzlich!

Ab morgen dem 24. Oktober bis und mit Sonntag den 26. Oktober sind wir übrigens noch an der Landquarter Messe vertreten. Wir freuen uns ein paar bekannte Gesichter zu sehen.

Von Russland in die Mongolei

Tag 1
Der Himmel hängt tief und grau über der Stadt. Es ist kaltes, nasses, mieses Wetter. Es ist schwer vorstellbar, dass in dieser Stadt oft die Sonne scheint. Zu sowjetischen Zeiten waren die Sonnenaufgänge klar definiert, 460 mal erschien die Sonne grell und warm über Semey, 460 mal wurden hier Atombombentest durchgeführt, bis sich die Bevölkerung dagegen wehrte. Die Spuren der Tests sind bis heute sichtbar in Form von Krebs und Missbildungen. Semey ist eine Stadt, wie man sich die sowjetische Miesere vorstellt. Trostlose Plattenbauten reihen sich an noch trostlosere Plattenbauten. Alle in einem desolaten Zustand und unbeleuchtet in der Nacht. Nein, hier liegt das Geld nicht auf der Strasse. Obwohl noch nicht in Russland, kann man hier die Schwere förmlich spüren, welche auf der russischen Seele lastet.
Wir machen uns auf den Weg zur russischen Grenze. Die Strassen sind einigermassen ok. Es hat zwar immer wieder Schlaglöcher, welche locker ein Rad wegreissen können, aber wenn man schön mit 100km/h fährt kommt man einigermassen drum herum.
Es ist sowieso mal Zeit, dass wir über Strassen sprechen. Strassen sind die Lebensadern der Ländern und nach fundamentalen Körperfunktionen, wie beispielsweise der Verdauung, jedes Mongol Rally Teilnehmers grösste Sorge. Denn Strassen gibt es in unterschiedlichsten Ausprägungen. So gibt es die favorisierten türkischen Autobahnen. Dreispurig, flach und bestens unterhalten. So kommt man vorwärts. Dann gibt es die etwas schlechteren Hauptstrassen, welche zwar asphaltiert sind, der Asphalt sich jedoch in Form einer Welle der Fahrrichtung entlang ausbreitet. Durch diese Wellen schaukelt sich unser Getz jeweils so stark auf, dass die hinteren Räder knapp die Bodenhaftung verlieren. Weiter gibt es Strassen, bei welchen der Asphalt sich zu kleinen Hügeln auftürmt. Absolut mörderisch für unseren Getz, da wir weniger als die Höhe einer Cola-Dose an Bodenfreiheit geniessen. Und dann gibt es noch die Löcher. Auf einmal fehlt der Asphalt und ein Loch tut sich auf. Oft ziemlich gross und tief. Hier gilt es gekonnt drum herum zu kurven. Natürlich gibt es auch alles kombiniert, wie beispielsweise die turkmenischen Strassen. Berge, Löcher, Wellen, alles zusammen. Eine einzige Tortur. Als letzte Kategorie sind noch die Schotterpisten zu erwähnen. Ohne Asphalt bringen sie unseren Getz zum Vibrieren und bergen mit ihren spitzen Steinen das Risiko die Pneus aufzuschlitzen. Doch bis jetzt hatten wir noch keinen einzigen Platten.
Zurück vom kleinen Strassenexkurs sind wir noch immer unterwegs zur russischen Grenze und das eine oder andere Loch kriegen wir voll mit. Und dann ist die Luft draussen. Endlich, wir haben einen Platten. Wie lange haben wir darauf gewartet. Sind 12000 Kilometer lang gefahren und hofften immer darauf und nun haben wir einen. Vorne links, eine wahre Freude. In gefühlten zwei Minuten wechseln wir das Rad. Die Dauer eines Formel-1 Boxenstopps ist dagegen wie ein Kaffeekränzchen auf einem Donaudampfer. Endlos.
Die russische Grenze passieren wir mit wehenden Fahnen. Einenhalb Stunden zeigt die Stoppuhr und ausser, dem durch einen russischen Grenzbeamten verursachten Riss im Pass vom Reto, gibt es keine besonderen Vorkommnisse aus dem Osten zu vermelden.
Gegen Abend treffen wir in Barnaul ein, wo wir uns ein Hotel gönnen. Zelten kommt nicht in Frage, denn es regnet in Strömen. Und weil’s so schön ist gibt es gleich noch russisches Sushi zum Abendmal. Ja, so macht man das auf der Mongol Rally.

Tag 2
Der Tag fängt nicht gut an. Wenigstens für zwei der drei Teammitglieder. Nach dem Abchecken des lokalen Nachtlebens, welches übrigens vor allem grossspurig, grosskotzig und dekadent daher kommt, heisst es nach nur 2.5h Schlaf um 6 Uhr morgens Tagwache. Da rächt sich der Wodka etwas. Nur ein kleines bisschen. Das dritte Teammitglied übernimmt am Morgen das Fahren. Wir müssen 700km bis zur mongolischen Grenze zurücklegen. Aber die russischen Strassen sind gut und zwei Verdauungsapparate funktionieren wie man es sich gewohnt ist. Eine vergleichende Metapher sparen wir uns an dieser Stelle. Mongolei wir kommen.
Wir treffen als letztes Auto bei der russischen Kontrolle ein, bevor diese schliesst. Leider fehlt uns irgendein Formular aus Kasachstan. Da die Beamtin jedoch nach Hause möchte und tatsächlich Englisch spricht – das muss man sich mal auf der Zunge vergehen lassen, eine russische Staatsangestellte spricht fliessend Englisch – geht es auch ohne Formular. Also lassen wir Russland hinter uns und fahren durch den 30km breiten Niemandslandkorridor zur mongolischen Grenze. Kaum sind wir auf mongolischem Hoheitsgebiet ist fertig mit den perfekten russischen Strassen. Die Schotterpiste hat uns wieder. Wie haben wir dich vermisst! Bei der Grenzkontrolle stoppt uns ein Beamter, welcher gegen den Regen einen SS-artigen Mantel trägt. Doch wie sich herausstellt, ist der Mantel noch für mehr zu gebrauchen als nur als Regenschutz. Kaum hat er unseren Alkoholvorrat kontrolliert und unseren Wodka verschmäht, verschwindet auch schon ein Liter Bier unter dem schwarzen Ding wo sich die Dose zu qualitativ besserem Wodka und anderen Spirituosen gesellt.
Dafür kommt der Importprozess ein wenig ins Rollen. Neben uns warten noch andere Teams. Amerikaner, Südafrikaner, Engländer und zufälligerweise noch zwei andere Schweizer Teams. Als das Licht in den Büros ausgeht und die Mongolen den Laden über die Nacht schliessen machen wir es ihnen gleich und wärmen uns mit Wodka in dieser bitteren Kälte. Das Schlafen im Zelt geht mit Schlottern einher.
Mal kucken wie es morgen aussieht. Mit etwas Glück sollten alle Teams den Importprozess abgeschlossen bekommen und weiterreisen können. Wir werden sehen, jetzt wird erst mal mit den Zähnen geklappert. Nastrovje.

Tag 3
Kalt. Es ist einfach zu kalt. So kann man nicht schlafen. Da kauft man sich extra eine aufblasbare Matratze, da man aus den Fehlern von vergangen Ferien gelernt hat und man sich nun doch auch etwas gegen den kalten Boden isolieren möchte. Und dann geht dem Mistding innerhalb von zwei Stunden die Puste aus. Irgendwo haben die Matratzen von Marius und Pascal ein Loch. Nur Reto hat wieder mal eine High-Tech Version welche funktioniert. Aber hey, wir machen ja keine Kreuzfahrt.
Doch dann kommt der Tag gut. Um 9 Uhr sind alle Importformalitäten für die Autos abgeschlossen und wir können uns im Konvoy in Bewegung setzen. Auf geht es über Schotterpisten durch die Mongolei. Ganze sieben Kilometer dauert der Spass. Dann ist für uns schon wieder Ende Gelände. Wir haben wieder einmal einen Stein touchiert und verlieren Öl. Voller Elan machen wir uns an die Schadensbegutachtung und sind frohen Mutes, dass wir das Loch in der Ölwanne selbst flicken können. Schliesslich sind wir ja bei Olim, dem tajikischen Lasterfahrer in die Lehre gegangen. Doch dann die Ernüchterung. Dieses Mal wird nichts mit ein wenig Kleber. Die Ölwanne ist echt hinüber. Teile sind abgesplittert und über das ganze Gussteil sind lange Risse verstreut. Lange Gesichter. Wir lassen den Rest der Karawane weiterziehen. Da stehen wir also mal wieder, alleine mit offener Motorhaube und nichts geht mehr. Zu unserem Glück ist in zwei Kilometern Entfernung ein Dorf, wo sich unser ungeplanter Stopp bereits herumgesprochen hat. Sie schicken einen Mechaniker, welcher uns zu seiner Hütte abschleppt. Er hat ungefähr vier verschiedene Werkzeuge und ist sich sicher, dass er, trotz „Big Problem“, die Sache innerhalb eines Tages wieder in Gang bringen würde. Na gut, lassen wir ihn mal machen. Er stellt uns seiner Frau vor, welche uns sofort mit Buttermilchtee versorgt. Sehr eigenartiger Geschmack und es fällt schwer alles einfach so zu trinken. Doch des Haussegens wegen machen wir alle Tassen leer. Währenddessen fängt draussen die Arbeit an. Der Mechaniker muss alles um den Motor herum herausschrauben um an die Wanne zu kommen. Drinnen wird nicht geschraubt, sondern gewürgt. Die leere Buttermilchschale wird sofort wieder aufgefüllt, da gibt es kein Entrinnen. Wir geben unser Bestes. Nach ein paar Stunden ist die ganze Wanne ausgebaut und wir können sie näher unter die Lupe nehmen. Ganze Arbeit, das Ding sieht bereit aus, um seine verdiente letzte Ruhe auf dem Schrottplatz zu geniessen. Doch der Mechaniker geht mal los und kommt mit Kleber zurück. Viel Kleber. Er beginnt Stück für Stück die Wanne wieder zusammen zu flicken und nachdem mehrere Einheiten Kleber verbraucht sind, ist da wieder so was wie eine Ölwanne zu erkennen. Bestehend zwar aus mehr Kleber statt Guss, aber solange es funktioniert, wird dies schon gut sein. Der Erfolg wird erstmal mit mehr Buttermilchtee gefeiert. Erste Vergiftungssymptome treten auf. Doch wir sind tapfer. Nachdem die Sonne untergeht und es selbst den Mongolen zu kalt wird, ist die Wanne und der ganze Rest wieder eingebaut und siehe da, der Motor läuft wieder. Ein Hoch auf Kleber. Das muss gefeiert werden. Natürlich mit Buttermilchtee. Würgreflexe sind nicht mehr auf der ganzen Linie zu unterdrücken. Zusätzlich werden wir noch mit Ziegenfleisch versorgt. Dieses ist zwar sehr fettig, aber vom Geschmack her ganz gut. Nach dem Essen unternimmt die ganze mongolische Familie mit uns und unserem neu geflickten Auto einen kleinen Ausflug zu der Schwester der Frau. Dort gibt es, kaum zu glauben, wieder Buttermilchtee. Das wird unser Ende. Dazu gibt es eine junge Ziege, mit Haut und Haaren. Das grosse Fressen kann beginnen. Alles findet einen Abnehmer, jeder Knochen ist am Schluss blitz blank abgenagt.
Zurück in der Hütte unseres Gastgebers finden nach einer Flasche Wodka auch die Zahlungsformalitäten einen Abschluss. Hundert Dollar und einen kaputten Reifen sind wir los. Wir sind zufrieden mit dem Deal und legen uns in der Hütte auf den Boden und schlafen ein.
Tag 4
Der Tag beginnt mit Buttermilchtee. Es kann nur noch besser werden. Um halb neun Uhr setzen wir uns mit unserer Plastikölwanne in Bewegung Richtung Ulan Bator. Nach sechzig Kilometer treffen wir in einem kleinen Städtchen ein. Hier könnten wir unseren Wagen lassen wenn wir wollen. Der nächste Ort, an welchem wir unser Auto wieder abgeben können ist dann mehr als 700km entfernt. Vernünftig wie wir sind, machen wir uns auf den beschwerlichen Weg. Aufgeben kommt nicht in Frage. Wir fahren so vorsichtig wie wir können, denn wir wissen, ein Schlag genügt und wir haben ein Problem mitten im Nirgendwo. Ab und zu müssen wir kleinere Flüsse überqueren, haben aber immer Glück und schlucken nie Wasser. Pro Stunde schaffen wir zwanzig Kilometer. Es ist hart, aber es geht immer irgendwie vorwärts. Anhalten und aussteigen macht sowie so kein Spass, denn es hat abertausende aggressive Mücken, welche jede Gelegenheit wahrnehmen um an Blut zu kommen.
In der Dunkelheit der Nacht treffen wir auf ein australisches und neuseeländisches Team. Die Neuseeländer hatten bei einer Flussdurchquerung weniger Glück und fluteten ihren Motor mit Wasser. Gegen Wasser kämpfen wir auch. Wir versuchen unsere Zelte aufzustellen, werden jedoch auf das Übelste von oben begossen. Durchnässt bis auf die Knochen gehen wir schliesslich schlafen.

Tag 5
Es ist halb fünf Uhr morgens und wir befinden uns im Krieg. Der Feind greift in Form von Stechmücken und Nässe an. Wir packen unsere sieben Sachen und brechen auf. Die Kiwis und Kängurus werden uns wieder einholen, da sie viel schneller unterwegs sind als wir mit unserem Playmobil.
Doch wir kommen erstaunlich gut voran. Die grossen Steine sind weg und die Schotterpisten haben sich verwandelt in die berühmten Waschbrettstrassen. Unser Wagen vibriert so stark, dass wir Bedenken haben, dass er sich in seine Einzelteile auflöst. Es ist laut und unmöglich sich zu unterhalten.
Wir befinden uns mitten in einer endlosen Steppe. Soweit das Auge reicht ist einfach alles flach. Kein Baum, kein Busch, nichts gibt es hier. Wer Privatsphäre für gewissen persönliche Geschäfte braucht ist hier fehl am Platz.
Am Abend schlagen wir unser Zelt mitten in dieser Steppe auf und essen wieder einmal Pasta. Reto gefällt es im Zelt, Marius hört vermeintlich wilde Tiere und Pascal wünscht sich ein Hotelzimmer mit Stuck an der Decke.

Tag 6
Früh geht es wieder los. Bei einer kleinen Stadt lassen wir einen Reifen reparieren und treffen per Zufall wieder auf die Engländer, mit welchen wir beim Pamir einen Konvoy gebildet hatten. Sie haben bis jetzt noch immer kein einziges Problem mit ihrem Wagen gehabt.
Nach der Stadt quälen wir uns den Berg hoch als wir vom Team PZM überholt werden. Das Team kennen wir noch aus der Schweiz, sie haben eine Route durch Pakistan nach China gewählt.
Wir fahren mit ihnen weiter und sammeln immer mehr Teams auf. Langsam verdichtet sich alles. Am Abend wird gecampt an einem idyllischen Fluss. Lagerfeuerromantik inklusive.

Tag 7 und 8
Etwas später als sonst machen wir geht die Fahrt weiter im Konvoy. Wir bringen Kilometer um Kilometer hinter uns. Das eine oder andere Auto zeigt erste Ermüdungserscheinungen auf, doch unsere Ölwanne hält noch immer.

Tag 9
Wir haben noch 300km vor uns bevor wir das Ende unserer Reise erreichen werden. 300km auf asphaltierten Strassen. Ein Traum. Natürlich hat es da und dort mal ein Schlagloch, doch es ist ein Gefühl des Triumpfes auf einigermassen ebenen Strassen Ulan Bator entgegen zu fahren. Und dann ist da ein etwas zu grosses Loch. Ein Reifen und die dazugehörige Felge müssen geopfert werden.
Um 4 Uhr treffen wir schliesslich zusammen mit dem Team PZM in Ulan Bator ein. Es ist geschafft!

Tag 10
Kater.

Kirgistan/Kasachstan

Von Dushanbe in Tajikistan nach Osh in Kirgistan. Dies war die Aufgabe welche wir zu bewältigen hatten. Allerdings entpuppte sich diese Aufgabe als echt kniffliges Rätsel. Zuerstmal hiess es einen riesen Umweg zu nehmen, da der direkteste Weg von Dushanbe nach Osh für Ausländer gesperrt ist (man nehme eine Karte zur Hilfe). Auch für uns, da gab es kein Durchkommen. Also machten wir uns auf den beschwerlichen Weg in den Norden von Tajikistan um von dort nach Kirgistan einzureisen. Als wir endlich bei der Grenze eintrafen, gestaltete sich der Grenzübritt plötzlich sehr einfach. Irgendwie hatten wir eine grüne Grenze erwischt, welche nur von ein paar jungen Soldaten bewacht war. So ganz im Stile von Schweizer Rekruten. Als dann alle ihr Tenue korrekt erstellt hatten, wussten sie überhaupt nicht was mit uns anzufangen. Sie konnten kein Wort Englisch und wir kein Wort Russisch. Also liessen sie uns nach einer viertel Stunde einfach passieren. Willkommen in Kirgistan. Allerdings erhielten wir weder einen Einreise- noch einen Ausreisestempel. Also gingen wir, um eventuelle Probleme zu vermeiden, doch wieder zurück nach Tajikistan um den offziellen Grenzposten nach Kirgistan zu finden. Diesen fanden wir dann auch Mithilfe eines Taxifahrers. Schnell alle Formalitäten getätigt und in kürzester Zeit trafen wir schliesslich doch ganz hochoffizell in Kirigistan ein. Doch da war das Rätsel noch nicht zu Ende. Man muss dazu wissen, dass wir nur ein Single Entry Visum für Usbekistan besitzen, welches wir zu diesem Zeitpunkt bereits aufgebraucht hatten. Nur, um nach Osh zu kommen, muss man durch eine usbekische Enklave fahren, für welche wiederum ein usbekisches Visum benötigt wird. Also mussten wir uns irgendwelche Trampelpfade suchen um die Enklave zu umschiffen, was dann schliesslich auch gelang, indem wir einem Einheimischen umgerechnet drei Franken für den Geheimtipp abdrückten. Allerdings war dies noch immer nicht die gesamte Rätsels Lösung. Die Strasse nach Osh, so stellte sich heraus, begibt sich immer wieder auf usbekisches Ter ritorium. Und diesen Weg konnten wir wegen der beschriebenen Visums-Problematik nicht nehmen. Inzwischen war es Nacht geworden als wir über unsere Karte brüteten wie wir es doch nach Osh schaffen könnten. Die Lösung fand sich schliesslich in Form von inoffiziellen Schotterpisten durch die Wüste. So begaben wir uns also in finsterer Nacht auf den Weg durch die Wüste der usbeksichen Grenze entlang. Wir wirkten wohl nie verdächtiger. Doch irgendwann hatten wir den Duft von Shaslik in der Nase und wussten, dass Osh nur noch wenige Kilometer entfernt sein konnte.

Von Osh gings dann am darauffolgenden Tag schnurstracks nach Bishkek, über grüne, flach ansteigende Berge, wo die Strasse auch wieder auf stattlichen 3200 Metern gipfelte. In Bishkek selbst gab es nicht wirklich grosses Program. Nach nur einer Nacht zogen wir weiter nach Kasachstan, bzw. Almaty um etwas genauer zu sein. Almaty war die Hauptstadt von Kasachstan bevor sie von Astana im Jahre 1997 abgelöst wurde. Doch gilt die Stadt als ökonomisches Vorzeigebeispiel, was sofort ersichtlich ist. Almaty ist sehr modern, teure, westliche Marken prägen das Stadtbild. Wir blieben zwei Tage, mussten wir doch nach der ständigen Fahrerei wieder mal Energie mittels Wodka tanken und unsere stinkigen Kleider waschen lassen.

Nun befinden wir uns Richtung Norden von Kasachstan. Während wir der Grenze zu Russland näher kommen, grenzt es wiedermal an ein Wunder, dass unser Getz sich noch nicht in seine Bestandteile zerlegt hat. Die Strassen sind der absolute Traum…

Da wir ab morgen wahrscheinlich abgeschnitten vom Internet sein werden, bis wir unser Ziel in der Mongolei erreicht haben werden, möchten wir die Chance nochmals nutzen für einen Spendenaufruf. Schliesslich machen wir die ganze heroische Reise mit Einsatz unseres Verstandes und Sitzleders nicht nur des Spasses wegen.. Also, wer hat noch nicht, wer will nochmals?

Tajikistan

Nachem wir Tashkent nach einer durchzechten Nacht Richtung Grenze Tajikistan verliessen, stiessen wir noch auf drei junge Briten, welche den selben Plan hatten, nämlich den Pamir Highway unter die Räder zu nehmen. Der Grenzübritt war wiederum eine kleinere Sache. Marius durfte den Stempeln fürs Auto nachrennen, während Reto und Pascal sich zu den Grenzbeamten ins kühle Büro setzten und „Dumm und Dümmer“ auf russisch schauten. Nach drei Stunden waren wir dann schliesslich drinnen. Tajikistan machte auf den ersten Blick eher einen wohlhabenden Eindruck, wenn man bedenkt, dass das Land mausarm ist. In der Pamir Region ist der Durchschnittslohn pro Jahr unter 200 Dollar. Um in die Hauptstadt, Dushanbe, zu kommen, mussten wir zuerst eine Bergkette überwinden. Auf dreitausend Meter über Meer präsentierte sich uns dann ein Tunnel erster Güte. Stockdunkel und kilometerlang mit tausenden mit Wasser gefüllten Schlaglöchern. Russisches Roulette. Doch auch dieses Problem überwanden wir souverän und trafen schliesslich um Mitternacht in Dushanbe ein. Eine Nacht im Hotel und los konnte es gehen. Das grosse Bergabenteuer.

Etwas später als geplant machten wir uns also am nächsten Tag auf die Socken Richtung Berge. Und sobald wir den Richtigen Abzweiger gefunden hatten und uns am ersten GBAO Checkpoint eingetragen hatten wurden wir zweifach überwältig. Erstens durch die gewaltigen Naturschönheiten. Messerscharfe Bergkanten aus feuerrotem Fels münden im Tal, welches durch einen grau gefärbten Fluss durchflossen wird. Neben dem Fluss sind immer wieder grüne Wiesen, welche in einem saftigen Grün leuchten und den Bauern als Weide dienen. Atemberaubend und imposant zugleich. Und dann war da die zweite Überwältigung. Durch diese gewaltige Natur führt eine Schotterpiste in erbärmlichem Zustand (die ersten 200-300 km des Pamir Highways sind anscheinend die schlimmsten).  Und genau diese Schotterpisten versuchten wir mit nahezu Null Bodenfreiheit zu bezwingen. Oft war selbst der erste Gang zu wenig untersetzt und immer wieder schlugen wir mit dem Unterboden auf. Doch mit schieben und würgen schafften wir es immer irgendwie. Team Chiimori war nicht zu stoppen. Ein Teilstück nahmen wir sogar noch einen lokalen Passagier mit, welcher zu Fuss zu seinem Dorf unterwegs war. Man hilft wo man kann, denn wir wussten, hier oben kann es auch für uns sehr schnell soweit kommen, dass wir auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen sein würden. Am Abend des ersten Tages mussten wir schliesslich irgendwo schlafen, doch wo schlägt man den ersten Hering ein, wenn man durch Schilder von Tretminen gewarnt wird? Wir wussten zwar, dass das Gebiet um die Strasse gesäubert wurde, doch wie gross ist dieses Gebiet? Nun, wir haben alle Glieder behalten und fanden in der ersten Nacht ein Guesthouse zum Schlafen. Am nächsten Tag startete unser Auto nicht richtig, lief kurz nicht auf allen Zylindern. Dies legte sich zwar schnell wieder, war jedoch kein gutes Omen. Egal. Weiter ging es Richtung erste Passhöhe auf 3200m (Der Pamir Highway besteht aus mehreren Pässen, wobei der höchste der Pamir selbst ist). Allerdings wurden wir bei einem Checkpoint von einem Beamten gestoppt, welcher uns zuerst mit zu einem Andreaskreuz verschränkten Armen klarmachte, dass es kein Durchkommen gäbe. Nach einer Weile erklärte er in hochgestochenem Russisch –  schliesslich konnten wir mit unseren fabulosen Russischkenntnissen nichts verstehen – unter Zuhilfnahme von Steinen und Holz, dass eine Brücke mitsamt einem Lastwagen eingestürzt sei. Nach mehrmaligem Insistieren konnten wir ihn doch noch überzeugen, dass wir uns selbst ein Bild machen durften und er liess uns passieren. Wir waren der Meinung, dass selbst so ein mickriges Brücklein uns nicht stoppen könne. Kurz vor der Passhöhe machten wir einen Halt, da wir ein Problem mit dem Benzin hatten, beziehungsweise mit dessen Knappheit. Wir wussten, dass wenn wir den Pass bezwingen und dann bis zur Brücke kommen würden, wir es im Falle eines Umkehrens nicht mehr Richtung Dushanbe schaffen würden. Denn Benzin war auf dem Pamir Highway nur in sehr kleinen Einheiten aufzutreiben. Während wir so sinnierten, traf Simon, ein neuseeländischer Radfahrer der hartgesottenen Sorte, bei uns ein. Er überzeugte uns schlussendlich, denn Pass unter die Räder zu nehmen und dann, im Falle eines Umkehrens,  über die Reste der Brücke (welche bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand von uns gesehen hatte) zu klettern. Von da wären es dann noch ungefähr fünf Kilometer zu einem Dorf, wo wir Benzin holen könnten. Das hörte sich doch nach einem grandiosen Plan an! Also Karre an und über den Pass. Wir bezwangen 3200m mit unserem Hyundai Getz auf erbärmlichen Strassen. Nichts konnte uns stoppen, rein gar nichts. Und dann ein harter, dumpfer Schlag. Alles was nicht niet- und nagelfest war flog durch den Fahrgastraum. Und  plötzlich war da keine Leistung mehr vorhanden. Der Tritt auf das Gaspedal blieb ohne Folgen. Sekunden später leuchtete die Öllampe auf und wir wussten wo der Hammer hing. Ein Blick unter das Auto bestätigte unsere Vermutung. Ein Stein hatte uns die Ölwanne trotz Unterbodenschutz beschädigt. Die drei Engländer waren auch keine grosse Hilfe, also schickten wir sie zurück Richtung Dushanbe. Da standen wir also, drei Banausen mit einem defekten Auto auf 3000m über Meer, wenige Kilometer südlich die afganische Grenze und die nächste Garage 200km entfernt. Ratlosigkeit machte sich auf unseren langen Gesichtern breit. Ein Plan musste her. Wir mussten irgendwie wenigstens zu dem erwähnten Dorf kommen, denn Proviant war auch nicht mehr in Hülle und Fülle vorhanden. Wir waren richtig gut vorbereiten auf ein Versagen unserer Maschine. Doch dann hatten wir eine zündende, bzw. eher rollende Idee. Laut Höhenprofil ging es zur Brücke 25km abwärts und unsere Bremsleitungen waren noch intakt. Also rein in die Seifenkiste und rollen lassen. Nach weniger als einem Kilometer war der Spass leider schon wieder vorbei, den es ging kurz sanft bergauf. Diese Steigung schafften wir noch mit vereinten Kräften und schieben, doch kurz danach kam ein etwa 500m langes Stück, welches zu steil war. Da konnten wir die Seifenkiste einfach nicht hochschieben. Und zudem ging es rechts noch hunderte Meter in die Tiefe runter. Ohne Leitplanken versteht sich. Endstation. Also erstellten wir die Marschpackung, nahmen unser letztes Wasser und machten uns auf den 30km langen Weg zum nächsten Dorf. Doch siehe da, kaum hatten wir uns in Bewegung gesetzt, kam doch noch ein Lastwagen, welcher sich auch irgendwie beim Checkpoint durchgemogelt hatte. Dieser zog uns dann über das kurze ansteigende Stück und versicherte uns, dass es ab da wirklich nur noch abwärts gehen würde. Von da an begaben wir uns also auf die längste Seifenkistenfahrt der Welt. Wer braucht schon einen Motor, ist doch sowieso völlig überbewertet. Ab und zu machten wir eine Pause um die Bremsen abkühlen zu lassen. Und um 5 Uhr abends kamen wir schliesslich emissionslos bei der Brücke an, wo ungefähr fünf Lastwagen warteten, welche dort auch blockiert waren. Die Brücke schaute gar nicht gut aus. Sie war zwar nicht hoch, doch ist sie unter einem Laster komplett eingebrochen, nur noch ein Teil des Geländers verband die beiden Seiten des Flusses. Wir halfen Simon noch schnell sein Rad und sein Gepäck über dieses Geländer zu bugsieren und verdienten unsere Sporen ab, indem wir auch der lokalen Bevölkerung noch etwas unter die Arme griffen und Waren aller Art über den Fluss brachten. Zu einem Zeitpunkt wurde Reto gar ein Baby übergeben.

Nach etwa einer Stunde begaben wir uns dann wieder zu unseren defekten Karre. Ein Autotransport nach Dushanbe hätte ungefähr vier Tage in Anspruch genommen und es war ungewiss, ob solch ein Autotransporter überhaupt auf diesen Strassen fahren kann. Also begutachteten wir mal fachmännischem Auge den Schaden. Kaum lagen wir unter dem Auto mit dem  Schraubenschlüssen in der Hand, tanzte auch schon Olim an, ein etwa 25 jähriger tajikischer Lastwagenfahrer, welcher mit seiner Familie und seinem Lastwagen festsass. Und was dann folgte ist an Hilfsbereitschaft kaum zu überbieten. Olim nahm den Schraubenschlüssel, kroch unter den Wagen, demontierte den Unterbodenschutz, welchen wiederum andere mit Hammer und Zange in die ursprüngliche Form brachten, kroch kurz darauf nochmals unter dem Auto hervor und sagte mit dickem russischem Akzent: „Normal, nooo problem“. Und schon verschwand er wieder unter dem Auto, liess das restliche Öl ab, reinigte alles mit Benzin und fragt dann nach einem Verband. „Verband?“,  fragten wir uns, hat der Gute sich da unter dem Auto den Kopf gestossen oder was? Wie sich dann jedoch herausstellte war Olim einiges kleverer als wir. Er brauchte den Verband sozusagen als Faserverstärkung. Er tunkte diesen in Dreikomponenten-Kleber und dichtete den Riss in der Ölwanne fein säuberlich damit ab. Nach ca. drei Stunden war das Auto wieder komplett zusammengebaut und kurz bevor es zu dunkel wurde, durften wir den Zündschlüssel drehen. Der Motor gurgelte, der Öldruck war ok, aber er startete nicht. Verdammt, aber mal den nächsten Tag abwarten, Olim war zuversichtlich, dass da noch was gehen würde. Während der Nacht traf schliesslich der erste Kran bei der Brücke ein und fing mit den Aufräumarbeiten an. Am nächsten Morgen lokalisierte Olim den Fehler bei der Benzinpumpe. Also baute er die Bezinpumpe aus und hängte diese direkt an die Batterie an. Und dann pumpte sie. Die Bezinpumpe war also nicht defekt. Nach langem Suchen konnte der Fehler in der Bordelektrik trotzdem nicht gefunden werden. Mit dem Resultat, dass uns zwei Drähte auf der Konsole befestigten wurden. Olim instruierte uns, dass  wir diese Drähte verbinden müssten, um die Benzinpumpe während der Fahrt mit Energie zu versorgen. Gesagt, getan. Und siehe da, der Motor startete! Nach insgesamt knapp sieben Stunden Einsatz von Olim und anderen hatten wir wieder ein fahrfähiges Auto. Ja, mit Kleber und ein bisschen Draht ist alles zu reparieren. Mit laufendem Motor wurde uns dann angeboten, dass der Kran für ein paar Dollarski unser Auto über den Fluss hieven würde. Doch als sie einfach ein Gurt ums Auto legen wollten, war uns dann doch nicht ganz wohl zu mute. Zu hoch das Risiko, dass die gesamte Fahrgastzelle eingedrückt werden würde. Also entschlossen wir uns wieder den beschwerlichen Weg Richtung Dushanbe anzutreten. Und unsere Glücksträhne riss nicht ab, kriegten wir doch noch 10l Benzin bei einer Tankstelle. Bei den verschiedenen Checkpoints überbrachten wir, wie einst Marathon bei den Römern, die Bilder der zerstörten Bilder unter die Beamten.

Wie Phönix aus der Asche sind wir nun wieder auf der Strasse. Eigentlich wollten wir den direktesten Weg nach Osh, Kirgistan, nehmen. Doch leider mussten wir an der Grenze feststellen, dass der Grenzübertritt für Ausländer nicht möglich ist. Jetzt müssen wir alles zurück nach Dushanbe, dann weiter wieder durch den wässrigen Tunnel und schlussendlich im Norden den Grenzübergang nach Kirgistan benutzen. Ein riesen Umweg. Nooo Problem.

Ein bisschen Wehmut ist schon vorhanden, dass wir den Pamir Highway nicht ganz bewältigen konnten. Die 4600m hätten wir gerne noch geschafft, ebenso einen Tagesausflug über die afghanische Grenze. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Pamir, wir kommen zurück!

 

Hey Simon, short version for you: Unbelievable, but a young and very helpful truck driver was able to fix our car. Hey used some glue and bandage to fix our sump. Sadly, this wasn’t the only broken part. The electric connection to our fuel pump was also broken. But he was also able to fix that as well. As a result we now got two wires next to the steering wheel. To start the engine we have to make a connection between them to get the fuelpump running. It’s all good again! During the night a crane had been installed at the bridge, starting to get out the goods of the truck. They even wanted to lift our car on the other side, but the right tools to lift our car properly weren’t available. Therefore, we drove all the way back and wanted to use the straight street parallel to the M41 to Osh. But apparently, the border crossing is closed for foreigners. We now have to do a huge detour to the northern border crossing. But easy, that’s what travelling is all about. We are just glad to have a running car again.

Hope your bicycle is still in one piece and we wish you a safe trip to china, was a pleasure to meet you!

 

Usbekistan

Geld und Benzin, mit diesen zwei Wörtern lässt sich Usbekistan ketzerisch zusammenfassen. Aber der Reihe nach. Zuerst das Geld. Usbekistan hat eine eigene Währung namens Som, welche jedoch nicht international gehandelt wird. Dies bedeutet, dass die Regierung einen Wechselkurs festsetzt und an diesen sind schliesslich alle ausländischen Besucher gebunden. Und der Kurs ist nicht wirklich zu unserem Vorteil, kostet uns doch ein Liter Wasser einen satten halben Dollar. Und dies in einem Land in welchem das Durchschnittseinkommen pro Monat unter zweihundert Dollar liegt. Aber der Wechselkurs ist nur die Hälfte der Miete. Irgendwo muss man seine Dollars auch noch loswerden um Som zu bekommen. Und dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man geht mit seinen Dollarnoten (ohne Risse und Verfärbungen, ansonsten werden sie nicht angenommen) zu einer Bank und kriegt dann dort seine Som und die Bestätigung, dass man legal gewechselt hat. Oder aber man geht auf den Schwarzmarkt, wo man einen ca. 30% Prozent besseren Wechselkurs kriegt, aber natürlich keine Bestätigung. Damit läuft man Gefahr, dass man bei einer Polizeikontrolle nicht vorweisen kann, wie man an die Som gekommen ist und die Probleme beginnen. Wir haben uns trotzdem entschieden so oft wie möglich illegal zu Wechseln. Doch nun kommt ein weiteres Hindernis. Der Wert der grössten Note ist dermassen klein, dass man für den Gegenwert von beispielsweise 100 Dollar kaum Platz mehr findet um diese zu verstauen. Das Resultat sind zentimeterdicke Bündel welche riesen Beulen in den Hosen verursachen, dass das Laufen behindert wird. Also mussten wir uns jeden Tag mit kleinen Einheiten auf die Suche nach dem Schwarzmarkt machen. Wir tingelten dann jeweils von Laden zu Laden um am Schluss mit dicker Hose wieder rauszukommen. Geht man dann etwa Essen bezahlt man dann mit ein bis zwei Zentimeter Papier, welches aber auch gezählt werden will. Und deshalb sind die Usbeken wohl die schnellsten Geldzähler die es gibt. Unglaublich flink zählen sie 100 einzelne Noten ab. Da hatten wir immer dreimal so lange.

Da wir ja mit dem Auto unterwegs sind brauchen wir, man glaubt es kaum, ab und zu etwas Benzin, oder „Beensin“ wie es sich auf usbekisch anhört. Doch dieses ist nicht wirklich einfach aufzutreiben. Es sind zwar sehr viele Tankstellen vorhanden, doch die meisten sind nicht in Betrieb oder verkaufen Propan bzw. Butan, da hier sehr viele Autos mit Gas betrieben werden. Wie Süchtige, die wieder einen Schuss auf der Gasse auftreiben müssen, fragten wir jeweils durchs offene Autofenster: „Beensin? Do you have Beensin?“. Und da wir anspruchsvolle Junkies sind brauchten wir jeweils den guten Stoff. Also am liebsten 95 Oktan oder vielleicht noch 91 Oktan, aber keinenfalls 80. Meist fanden wir dann noch eine Tankstelle, die uns mit 91 Oktan zufriedenstellen konnte. Aber auch aus irgendwelchen abgefüllten Wasserflaschen haben wir das Benzin zusammengekauft. Wenn die Nadel gegen Null geht ist alles recht.
Sind die beiden Grundbedürfnisse, Geld und Benzin, mal gestillt, kann man entspannt die Schönheiten des Landes erkunden. Dies sind vor allem die atemberaubenden Mosaikbauten aus der Blütezeit der Seidenstrasse.

Wir haben die blaugrünen Bauten einerseits in Bukahra und Samarkand, dem Haupthandelszentrum der ehemaligen Seidenstrasse, bestaunt. In Samerkand blieben wir etwas länger, in einem idyllischen Bed and Breakfast direkt neben dem weltberühmten Registan Platz.
Nach einem kleinen Umweg über Tashkent rufen uns nun die Berge der Pamir-Region!

Das kleine rote Büchlein

Dies ist ein Lobgesang auf den roten Schweizer Pass. Grenzübertritte in den Stan-Ländern sind nicht unbedingt die schnellsten Angelegenheiten, einige Teams hatten beispielsweise für den Grenzübertritt von Kasachstan nach Usbekistan acht Stunden. Wir dagegen haben wohl einen neuen Rekord in Sachen Geschwindigkeit beim Übertritt von Turkmenistan nach Usbekistan aufgestellt. Genau während der Mittagpause eingetroffen, gesellten wir uns mal zu den anderen Wartenden. Den Pass sichtbar für alle. Und siehe da, schon lief ein turkmenischer Beamter neben uns durch und bringt Bewegung in die Sache. Trotz Mittagspause durften wir die gesamte wartende Schlange überholen (Die bösen Blicke haben wir gekonnt ignoriert) und wurden dann von Büro zu Büro begleitet, wobei ein Ranghöherer immer Druck auf die Mitarbeiter ausführte. Als wir bei einer Station die Fahrgestellnummer nicht zur Hand hatten, hielt er einen Beamten sogar dazu an, er solle gefälligst eine willkürliche Nummer eintragen damit es vorwärts ginge. Am Schluss wurde das Auto noch halbherzig durchsucht und schon waren wir im Niemandsland vor der usbekischen Grenze. Ok, man mag ja meinen, dass die Vorzugsbehandlung in Turkmenistan von den wirtschaftlichen Beziehung herrührt, welche die Schweiz seit kurzem mit dem Regime pflegt. Doch auf der usbekischen Seite genau dasselbe Spiel. Mit dem Pass gewunken, die gesamte Schlange überholt und nach duzenden schlechten Witzen mit den Grenzbeamten, welche unser Auto durchsuchten, und einem Flirt mit der Dame, welche unsere Apotheke nach narkotisierenden Medikamenten durchwühlte, waren wir auch schon wieder weg.
Wir hoffen mal, dass dies so bleibt. Andere Teams hatten ganz andere, schlechte Erfahrungen gemacht mit Grenzübertritten. Bis hin zu untergejubeltem Kokain und der damit eingehenden Unannehmlichkeiten (Dollars oder Gefängnis).